Die einfache und kurze Antwort wäre: NIE. Ich finde immer wieder etwas, das ich an meinem eigenen Buch bemängele. Autorenzweifel sind allgegenwärtig. Egal, wie oft ich es lese. Jedes Mal finde ich Punkte, die ich besser machen könnte. Oder bei denen ich mir zumindest einbilde, dass sie besser sein könnten.
Woran zweifle ich immer wieder?
Eigentlich könnte ich hier eine ewig lange Liste anführen. Gefühle finde ich verdammt schwer zu beschreiben. Allgemeine Landschaftsbeschreibungen bereiten mir die Schwierigkeiten, dass ich mir nie sicher bin, wann sie nötig sind und wann einfach nur langweilig. Oder wie ausführlich sie allgemein sein sollten.
Kampfszenen sind für mich immer schwierig (außer ich kann auf Magie zurückgreifen, dann machen sie mir meistens Spaß).
Wenn ich das erste Mal ein Skript überarbeite, passiert es nicht selten, dass ich so gut wie alles hinterfrage. Die Autorenzweifel sind in dieser Phase am stärksten. Ist es zu langweilig? Passiert genug, um den Leser bei der Stange zu halten? Ist alles nachvollziehbar? Geht nichts zu schnell?
Testleser als erster Indikator
Mit diesen Fragen im Kopf geht das Skript dann meist an die ersten Testleser. Entweder bekomme ich dann meine Sorgen bestätigt oder sie versichern mir, dass es gar nicht der Fall ist.
Bei der ersten Variante muss ich dann wohl großzügig überarbeiten. Eine wirklich andere Möglichkeit gibt es nicht. Außer einem ist es egal, was die Testleser denken, aber dann stellt sich die Frage, wieso man sich solche überhaupt ins Boot geholt hat. Gleiches gilt übrigens auch für das Lektorat später.
Bei der zweiten Variante ist es leider nicht so einfach zu beantworten. Zwar hat man als AutorIn die Bestätigung, dass man nicht so schlecht ist, wie man vielleicht denkt, aber die Zweifel können nie komplett ausgeräumt werden. Man überarbeitet also trotzdem nochmal, wird wahrscheinlich wieder ein paar Sachen ändern und trotzdem noch nicht mit dem Manuskript zufrieden sein.
Wann sollte man also aufhören, das Manuskript zu überarbeiten?
Man sollte aufhören, bevor man es kaputt überarbeitet. Vor der Veröffentlichung steht immer noch ein Lektorat an und mit ihrem professionellen Blick können die Lektoren meist gut beurteilen, was passt und was nicht.
Manchmal ist einfach ein bisschen Vertrauen nötig, um das Skript loszulassen … oder man ist schon so genervt davon, dass man es einfach nur noch vom Tisch haben will.
Ich persönlich habe ein paar Skripte, die ich inzwischen nicht mehr sehen konnte, weil ich sie so oft überarbeitet habe. Dazu zählt zum Beispiel mein Debüt Magica, das ich am Ende sicher mehr als zehn Mal überarbeitet habe.
Wann bin ich also mit einem Manuskript zufrieden?
Ich bin mit einem Skript zufrieden, wenn ich es zwei bis drei Mal überarbeitet habe. Inzwischen ist mir bewusst, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel verbessern kann, ohne alles umzuschreiben. Der Ausdruck verschlimmbessern passt da tatsächlich auch ganz gut dazu.
Zum Glück habe ich sehr ehrliche Testleser, die mir sagen, was gut ist und was nicht. Darauf kann ich mich verlassen.
Trotzdem bleiben die Autorenzweifel. Auch bei Elfentochter, das bei Wattpad schon so erfolgreich war und jetzt ins Lektorat geht, bleibt diese Angst. Gleichzeitig weiß ich, dass es gut wird. Dass ich mit meinen Testlesern und der Lektorin sicher das Beste herausholen werden.
Dieser Gedanke ist es, der mich mit einem Manuskript zufrieden sein lässt. Selbst wenn ich betriebsblind geworden bin und alles nur noch gut oder schlecht sehe, gibt es Menschen, die mir die Wahrheit sagen.