Wie ist es, ein Buch komplett neu schreiben zu müssen?

Jedes Mal, wenn ich ein Buch ins Lektorat gebe, fürchte ich mich vor der Rückmeldung. Weil ich Angst habe, dass das Buch doch nicht gut genug ist oder ich irgendetwas ändern muss, was meine ganze Handlung auf den Kopf stellt. Als ich Ein Pfad aus Eis und Liebe zum ersten Mal aus dem Lektorat zurückbekommen habe, hat sich die Angst zum ersten und bisher einzigen Mal bewahrheitet. Meine Lektorin schlug mir vor, das Buch komplett neu zu schreiben.

Wie ging es mir damit?

Irgendwie hatte ich schon geahnt, dass bei diesem Lektorat viel Arbeit auf mich zukommen würde. Deswegen hatte mich die Nachricht auch nicht so extrem überrascht, wie man wahrscheinlich denken würde. Natürlich tat es weh, aber durch die Vorahnung weniger als erwartet.

Die Nachricht war freundlich formuliert und meine Lektorin gab mir die Möglichkeit, nicht neu zu schreiben und stattdessen nur ein “kleineres” Lektorat zu machen. Aber das stand für mich von Anfang an nicht zur Debatte. Um ehrlich zu sein, gab es zu diesem Zeitpunkt nur zwei Möglichkeiten in meinem Kopf.

  1. In den sauren Apfel beißen und das Buch komplett neu schreiben.
  2. Das Veröffentlichen von Büchern komplett sein lassen.

Nach einem Telefonat mit einer Autorenkollegin wurde mir klar, dass eigentlich auch Möglichkeit zwei nicht zur Debatte stand. Schließlich wollte ich das eigentlich nicht, und Vio und Noah hatten es verdient, eine tolle Geschichte zu bekommen. Außerdem fühlte sich Aufgeben falsch an. Das war keine Lösung. Schreiben war schon so lange ein Teil meines Lebens, da konnte ich nicht einfach aufhören.

Also informierte ich meine Lektorin, dass ich auf ihr Angebot, gemeinsam mit mir zu plotten, annehmen würde.

Wie ging es dann weiter?

In drei Skype-Sessions nahm sie mich dann an der Hand und führte mich gezielt durch die Welt, die in meinem Kopf so klar existierte. Während des Schreibens hatte ich einfach den roten Faden aus dem Blick verloren und sie half mir, ihn wiederzufinden.

Obwohl ihre Nachricht niederschmetternd hätte sein können, war sie doch der Grund, wieso ich wieder Spaß am schreiben fand. Ich schrieb das Buch schneller komplett neu als ich jemals zuvor ein Buch neu geschrieben habe. Im zweiten Lektoratsanlauf hatte ich dann deutlich weniger zu tun und meine Lektorin lobte mich dafür, dass ich unser gemeinsames Arbeiten so gut umgesetzt hatte.

Inzwischen ist Ein Pfad aus Eis und Liebe schon fast ein Jahr alt und ich bin so froh, dass ich nicht aufgehört habe oder den leichten Weg gewählt habe. So konnte ich zwar mein ursprüngliches Release-Datum nicht einhalten, aber das Buch wurde dadurch deutlich besser. Das Buch komplett neu zu schreiben, war für mich in dem Fall die beste Idee.

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